Haben wir die Simplizität verloren?

 Ein Beitrag von mir, aus dem Jahre 2013. Irgendwie, passt er heutzutage leider immer besser in die heutige Gesellschaft. 


Immer wieder beteiligt man sich an Diskussionen, bei denen man sich im Kreise dreht. Da werden "Denker" oder auch "Autoren" genannt, die sich seitenweise mit der Ursache eines Problemes beschäftigen. Die Frage ist, warum ist das so? Ist nicht 1+1= 2, muss man nun ergründen warum dies so ist?
In einer aktuellen Diskussion bei Shortnews, geht es darum, warum viele Eltern, darunter auch ich, ihre Kinder auf eine Schule schicken, mit weniger Migrantenanteil. Grund ist dafür der hohe Anteil an Schülern mit Migrations-Hintergrund, wie man so schön sagt, früher sagte man schlicht Ausländer. Das Problem daran ist ja nicht die Anzahl der Ausländer, sondern deren Sprachkenntnisse in Sachen Deutsch. Dies ist nun mal kontraproduktiv für die deutschsprechenden Schüler und ebenso für die Lehrkräfte.
Nun gibt es etliche Studien, Diskussionen und Forschungen darüber, warum das so ist. Es werden ganze Romane darüber verfasst, warum dies so ist. Besondere Gutmenschen wollen sogar Rassismus darin sehen, weil Eltern ihre Kinder nicht in so eine Klasse stecken wollen. Dieser vorgeworfene Rassismus muss natürlich untermauert werden, mit sogenannten Forschungsergebnissen.
Doch zu was? Jeder Mensch der sich mit seinem Gegenüber unterhalten will, setzt voraus das ihn dieser versteht. Wenn dem nicht so ist, dann unterhält man sich nicht mit ihm. Ziemlich simpel/einfach.
Dies ist nur einer von vielen Bereichen, in denen der Mensch das einfache Denken verlernt hat. Man denke nur an die Finanzkrise oder Bankenkrise, kaum einer versteht noch was da los ist. Zu komplex und vielfältig ist das Thema. Die Steuererklärung, seitenweise Hintertürchen für den Zahler und dem Eintreiber. Statt zu sagen jeder zahlt 35% von seinen Einnahmen. Ohne irgendwelche Absetzungmöglichkeiten, gültig für alle die Einnahmen erzielen.
Das größte Problem ist unsere digitale Welt. Ich bin nun seit 30 Jahren im Einzelhandel tätig und sehe dabei das sich immer stärker veränderte Kaufverhalten. Gingen früher die Familien miteinander einkaufen, so ist dies jetzt eher eine Seltenheit. Damals hatte man sich miteinander entschieden was für ein Fernseher gekauft wird, so wird heute erst mal lange überlegt. Das liegt zum einen daran, das man als Kunde, beeinflusst durch die Medien, kaum noch einen Verkäufer traut und an die schier unendlichen Möglichkeiten des WorldWideWeb. Man sieht beim Verkauf immer öfter Kunden die sich mit ihrem Handy erst im Internet informieren. Da wird gesurft auf Teufel komm raus, Fotos gemacht, notiert und telefoniert. Dies geschah noch bis vor einem Jahr relativ heimlich, inzwischen passiert dies völlig ungeniert vor dem Verkäufer.
Ich sehe daran, das es immer komplizierter für die Menschen wird einzukaufen. Obwohl die Hersteller die Geräte immer einfacher machen, scheint es für Kunden immer schwieriger zu werden sich zu entscheiden.
Warum denkt man nicht mehr simpel, früher sagte man wir brauchen einen neuer Fernseher, "ein Grundig muss es sein" und ging in den Laden seines Vertrauens. Der Verkäufer der einem am sympatischsten erschien, schnappte man sich und kaufte dort. So etwas gibt es heutzutage immer weniger und an meinen Stammkunden die meist 50+ sind, sehe ich das ich da nicht so verkehrt liege, mit meiner These. Die wollen schlichte einfache Beratung.
Auch das politische "Schubladendenken" war früher einfacher. Da gab es Links und Rechts, der Rest wurde einfach nicht erwähnt. Dann kam auf einmal die "Mitte" hinzu. Rechtsaußen, Linksaußen, Liberal, Rechtsradikal, Linksradikal, Rechts neben der ... Links neben der.... und so weiter.
Aus einem politischen Regal mit zwei Schubladen, wurde ein Apothekerschrank. Links, Rechts ist nicht mehr Salonfähig man muss sich ja von anderen abheben oder gar distanzieren. Zwar unterscheiden die Parteien nur Nuancen, aber man macht es dem Wähler schon schwer seine Wahl zu treffen. Man kann nicht mehr einfach sagen man wähle rechts oder links. Nein muss linksliberalerzkonservativemitterechts wählen, auf wen dies nun zutrifft, entscheiden sie selbst.
Es gibt die Simplizität leider nicht mehr und doch wäre sie so nötig in unserer heutigen Welt. Einen sehr schönen Artikel gibt es auf Netzwertig die da schreiben:

Unendliche Wahlmöglichkeiten, Regeln, Gesetze, Anleitungen, Geschäftsbedingungen, Funktionen und Hierachien sorgen dafür, dass nahezu sämtliche Prozesse des Lebens in all seinen Facetten erhebliche kognitive Ressourcen beanspruchen und mentale Kosten verursachen.

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